Strompreisdebatte in Deutschland – zwischen Subvention, Steuerlast und echter Wirtschaftschance
- Frank Hummel
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Warum günstiger Börsenstrom noch nicht bei allen ankommt – und wie Unternehmen ihn aktiv nutzen können.

Die Schlagzeilen melden: „Strompreis soll subventioniert werden.“
Doch was bedeutet das eigentlich – und vor allem: wo liegt die wirkliche Chance für Unternehmen, Organisationen und Gemeinden?
Deutschland hat heute im europäischen Vergleich einen der niedrigsten Börsenstrompreise. Durch den massiven Ausbau von Sonne und Wind liegt der Day-Ahead-Preis an der Strombörse meist zwischen 6 und 8 Cent pro Kilowattstunde. Und doch zahlen viele Betriebe das Doppelte oder mehr.
Der Grund dafür liegt weniger in der Erzeugung, sondern im System der Steuern, Abgaben und Netzentgelte. Gleichzeitig eröffnen sich daraus aber auch enorme wirtschaftliche Möglichkeiten – wenn man den Strommarkt neu denkt.
1. Der Strompreis – was wirklich dahintersteckt
Der Preis, den ein Unternehmen letztlich zahlt, setzt sich aus vielen Bestandteilen zusammen. Auf den reinen Börsenpreis kommen weitere Kosten:
Netzentgelte: 2–5 ct/kWh (abhängig von Spannungsebene und Region)
Stromsteuer: 1,54 ct/kWh für Industrie (Haushalte 2,05 ct/kWh); geplant ist eine Senkung auf den EU-Mindestwert von 0,05 ct/kWh
Konzessionsabgabe und Umlagen: rund 1 ct/kWh
Bilanzkreis- und Risikozuschläge: 0,2–0,5 ct/kWh
Damit ergeben sich – trotz niedriger Erzeugungskosten – folgende Gesamtkosten:
Mittelständische Betriebe: 10–15 ct/kWh
Energieintensive Unternehmen: 7–9 ct/kWh
Das zeigt: Nicht die Produktion macht den Strom teuer, sondern die Abgabenstruktur. Diese finanziert zwar viele öffentliche Aufgaben, verhindert aber, dass der günstige Strom aus Sonne und Wind direkt bei den Verbrauchern ankommt.
2. Sonne und Wind drücken die Preise – aber nicht automatisch die Rechnung
Wind- und Solarstrom sind heute die kostengünstigsten Energiequellen weltweit. Sie haben keine Brennstoffkosten und senken dadurch die Grenzkosten an der Börse.
Damit wirkt die Energiewende längst – sie drückt die Marktpreise und stärkt die Versorgungssicherheit. Was jedoch fehlt, ist die strukturelle Modernisierung des Stromsystems: flexible Speicher, digitale Netze und faire Netzentgelte.
Erst wenn diese Reformen umgesetzt sind, kann der niedrige Börsenpreis auch beim Verbraucher ankommen.
3. Wo Unternehmen heute schon selbst aktiv werden können
Die gute Nachricht: Man muss nicht auf neue Gesetze warten. Unternehmen können schon jetzt ihre Energiekosten aktiv gestalten – mit technischen und wirtschaftlichen Lösungen, die sich innerhalb weniger Jahre amortisieren.
a) Power Purchase Agreements (PPA) – aber richtig verstanden
Viele sehen in sogenannten PPAs die Lösung gegen steigende Energiepreise. Doch man muss genau unterscheiden:
Virtuelle PPAs (Financial PPA)
Der Strom wird vertraglich direkt von einem Wind- oder Solarpark gekauft, physikalisch aber weiterhin über das öffentliche Netz geliefert.
Das Unternehmen zahlt weiterhin Netzentgelte, Abgaben und Steuern.
Vorteil: Preisstabilität, Grünstromnachweis, CO₂-freie Bilanz.
Nachteil: Kein echter Kostenvorteil, da die Netzkosten bestehen bleiben.
Diese Form lohnt sich vor allem für Großunternehmen mit hohem Strombedarf und langfristiger Planung.
Onsite-PPAs (Direktversorgung vor Ort)
Der Erzeuger (z. B. PV-Anlage, Windrad oder BHKW) steht auf dem Firmengelände oder im direkten Nachbaranschluss.
Strom fließt physikalisch direkt, ohne das öffentliche Netz zu nutzen.
Keine Netzentgelte, keine Stromsteuer, keine Umlagen.
Ergebnis: Effektive Stromkosten von 4 bis 7 ct/kWh, unabhängig von Marktpreis und Steuern.
Dieses Modell ist die wirtschaftlich attraktivste Lösung – gerade für Industriehallen, Logistikzentren oder kommunale Gebäude mit großen Dachflächen.
Hier wird der Strom wirklich lokal erzeugt, genutzt und gespeichert.
Regionale / Hybrid-PPAs (Energy Sharing)
In Zukunft wird es möglich sein, dass mehrere Unternehmen oder Gemeinden innerhalb einer Region gemeinsam Strom erzeugen und teilen.
Sobald das geplante „Energy Sharing“ gesetzlich umgesetzt ist, können diese Modelle über das öffentliche Netz, aber mit reduzierten Netzentgelten, realisiert werden.
Das wäre der nächste große Schritt: regionale Energieautonomie durch Kooperation.
Fazit: PPAs sind kein Wundermittel, aber ein wichtiger Baustein. Der größte wirtschaftliche Nutzen entsteht dort, wo Strom physisch direkt erzeugt und genutzt wird.
b) Eigene Photovoltaik und Speicher
PV-Anlagen auf Hallendächern oder Freiflächen erzeugen Strom für 4–7 ct/kWh.
Mit Batteriespeichern lassen sich Lastspitzen abfangen („Peak Shaving“) und Netzkosten senken.
Je nach Nutzung lassen sich so Gesamtkosten unter 6 ct/kWh erreichen – langfristig, stabil und unabhängig vom Marktpreis.
c) Intelligentes Lastmanagement
Mit digitalen Energiemanagementsystemen und dynamischen Tarifen (§14a EnWG) können Unternehmen Strom gezielt dann nutzen, wenn er günstig ist – etwa nachts oder bei starkem Wind.
Das spart zusätzlich 10–30 % der Stromkosten und stabilisiert zugleich das Netz.
d) Sektorenkopplung: Wärme, Mobilität und Strom vereinen
Wärmepumpen, Ladeinfrastruktur und Stromspeicher ermöglichen eine intelligente Kopplung der Energieflüsse.
Jede selbst genutzte Kilowattstunde spart nicht nur Kosten, sondern auch CO₂ und Netzentgelte – ein echter doppelter Gewinn.
4. Vom Stromverbraucher zum Stromgestalter
Die Zukunft gehört denjenigen, die Strom nicht nur verbrauchen, sondern aktiv gestalten. Unternehmen, Gemeinden und Organisationen können durch eigene Erzeugung, Speicherkonzepte und Kooperationen regionale Energieversorgung neu denken.
Das stärkt die lokale Wirtschaft, erhöht Unabhängigkeit und sorgt für planbare Energiekosten – ganz ohne staatliche Subventionen.
5. Fazit: Der Strom ist da – und er ist günstig
"Der Strom ist da - und er ist günstig. Jetzt müssen wir ihn nur noch intelligent nutzen."
Deutschland braucht keine künstlich subventionierten Strompreise, sondern faire Rahmenbedingungen, die den günstigen Strom aus Sonne und Wind endlich direkt zu den Verbrauchern bringen.
Wer heute in eigene Energieerzeugung, Speicher und intelligente Netzanbindung investiert, sichert sich dauerhaft niedrige Energiekosten – und damit die Wettbewerbsfähigkeit von morgen.
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Frank Hummel Consulting – Wirtschaftlich. Elektrisch. Klimaneutral.